Sandarium für Wildbienen

Unsere neue Hilfe für die Wildbienen am Caritaszentrum
Im letzten Jahr haben Wildbienenbotschafter Torsten Jäger mit der Leitung des WiB-Quartiersbüros und der Naturschutzgruppe Bodenheim auf dem Gelände des Caritaszentrum St. Alban eine Nisthilfe für Wildbienen geplant und aufgestellt, nun geht es weiter und WiB berichtet über die Planungen für 2022.

 

WiB: Was hat sich getan? Was gibt’s Neues?
Torsten Jäger: Wir werden vor der Nisthilfe einen Hügel mit einer Sandschicht auffüllen und ein „Sandarium“ einrichten. Als Umrandung werden Sedimentsteine der Region genommen und in der Nisthilfe ein Löss-Klotz fertiggestellt. Ein flacher Totholzstapel mit kleinen Ästen, auch im Staudenbeet, werden den Lebensraum zusätzlich erweitern.


WiB: Und warum ein Sandarium?
Torsten Jäger: Viele Wildbienen-Nisthilfen bestehen aus Bambusstäben, Schilf und Hölzern mit verschiedenen Bohrlochgrößen. Und viel zu viele immer noch aus Tannenzapfen, Holzfasern und Hohlräumen – was den Wildbienen schadet und im Gegenteil nur ihren natürlichen Feinden nutzt. Diese üblichen Nisthilfen helfen nur etwa 25 Prozent der in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten. Über 50 Prozent nisten aber im Boden oder in Sand. Deshalb ist es wichtig, auch ihnen eine Nistmöglichkeit zu bieten und so diese selteneren Spezialisten zu unterstützen.
Zum Sandarium: sein Bau ist weniger aufwändig als der Bau einer Nisthilfe aus Holz. Man schafft einen „Rahmen“ – hier aus Steinen – und besorgt sich Sand. Der sollte ungewaschen und nicht zu grob sein. Eignung mit der Sandburgen-Probe: man befüllt einen Joghurtbecher mit feuchtem Sand, drückt ihn ein bisschen fest und stülpt ihn dann vorsichtig aus, so wie man eine Sandburg baut. Die Probe sollte beim Trocknen festbleiben und nicht auseinanderrieseln. Es gibt eine gute Bezugsquelle hier in der Nähe. Der Sand sollte mindestens 40 Zentimeter hoch aufgeschichtet sein und ein bisschen hügelförmig verlaufen.


WiB: Und was bewirkt der Totholzstapel?


Torsten Jäger: Der Totholzstapel ist alles andere als tot, denn in ihm wimmelt es nur so von Leben. Viele Käferarten sind z.B. von Totholz abhängig. Sie legen dort ihre Eier ab. Und wenn ihr Nachwuchs geschlüpft ist und das Holz verlassen hat, bleiben die natürlichen Fraßgänge zurück. Diese nutzen dann Wildbienen, um ihre Brut dort abzulegen. Dies liefe in einem ganz natürlichen Prozess von alleine ab. Weil es an solchen Totholz-Stämmen und Bereichen mangelt, müssen wir heute künstliche Nisthilfen für solche Wildbienen anbringen.


WiB: Und was hat es mit dem Löss-Klotz auf sich?
Torsten Jäger: Auch in Löss-Abbruchkanten nisten Wildbienen, z.B. im Nackenheimer Eichelsbachtal. Und auch diesen Arten möchten wir helfen. Der Löss wurde in Form gebracht, getrocknet und befestigt. Wichtig: die Löcher müssen abgerundet werden, damit sie nicht wie ein „kantiges“ Loch wirken, sondern eher wie eine ausgeschabte Mulde. Das wirkt natürlich und wird eher angenommen. Die Vertiefung sollte etwa 8-10 mm im Durchmesser sein, aber nur 2 Zentimeter tief. Bestimmte Wildbienenarten werden durch die Mulden angezogen und graben dann ihre Röhren selbst. Da diese etwas länger werden, sollte der Lössklotz mindestens 15 Zentimeter dick sein.
   
WiB: Wird da noch etwas angepflanzt als Futter?
Torsten Jäger: Aber ja. Neben den schon vorhandenen Leckereien auf der Wiese ums Caritaszentrum pflanzen wir noch gezielt ein paar wildbienenfreundliche heimische Blumen, wie Z.B. Glockenblumen, Edelgamander, Hornklee und Wiesensalbei, aber auch Thymian und Dost. Dadurch werden noch mehr Wildbienenarten angesprochen, die dann die unterschiedlichen Nistbereiche finden. Wir nutzen die örtlichen Gegebenheiten. ZB könnte wahrscheinlich früher oder später die Efeu-Seidenbiene auftauchen, da in der Nähe blühender Efeu wächst. Sie kann dort ihren Pollen sammeln und dann das Sandarium zum Nisten nutzen.

 

WiB: Noch etwas Zukunftsmusik?
Torsten Jäger lacht: Ja, lassen wir uns doch gerne weiterplanen. Als nächstes bauen wir einen Hummel-Nistkasten und stellen ihn auf. Auch das erweitert die Vielfalt und wir nutzen die vorhandenen natürlichen Bedingungen vor Ort. Toll, dass wir die Gegebenheiten nutzen dürfen. Da bauen wir doch gerne für unsere kleinen Freunde weiter und bereichern damit die Natur.


WiB: Vielen Dank für die tollen Informationen und Euer besonderes Engagement im "Aktionsbündnis mit Bodenheim für unsere Umwelt". Schön, dass unsere idee solche Früchte trägt. Sicher wird dieses Projekt Strahlkraft für den Ort haben. An den Besichtigungsterminen können sich Menschen dieses gelungene Beispiel anschauen ... und mit Deiner Hilfe nachbauen. Durch die Informaterialien am schwarzen Brett des WiB-Projekt sind schon mehrere Gespräche zustande gekommen.


Interview: K.Thieme-Jäger mit Torsten Jäger; Löss-Klotz
  F oto: Torsten Jäger

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