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Lebenserinnerungen - ein Schatz für die ganze Familie

Pflegende Angehörige (nicht nur) in Corona-Zeiten

 

Lebenserinnerungen - ein Schatz für die ganze Familie

 

Frau Kühl erzählt: Was bleibt?

 

Meine Großmutter ist mit ihren fast 100 Jahren gesundheitlich doch sehr angeschlagen und wir befürchten alle, dass sie nicht mehr allzu lange leben wird. Daher ist es um so wichtiger, dass ich vor einigen Jahren meine Großmutter gebeten habe, mir aus ihrem Leben zu berichten. Ich habe ihre Erzählungen mit Hilfe meines Smartphones aufgenommen und anschließend abgetippt.

 

Es war wunderbar zu hören, an wie viele Dinge sie sich noch erinnern konnte. Auch unsere Kinder staunten über die Schilderungen aus der Kindheit ihrer Urgroßmutter, die mit so einfachen Dingen zufrieden sein konnte.

 

Ich fragte nach ihren Lieblingsspielen, oder danach, was sie auf ihrem Schulweg mit ihren Freundinnen gemacht hat.

 

Eine große Hilfe dabei waren Fotos, die ich im Internet von ihrem ehemaligen Wohnort gefunden habe. Wenn sie eines der Bilder (ich habe speziell nach Bildern aus ihrer Kindheit gesucht) erkannt hat, konnte sie wirklich lange dazu erzählen. Die Bilder riefen wunderbare Erinnerungen in ihr hervor. So habe ich die erste Begegnung mit meinem Großvater geschildert bekommen, samt einiger Erlebnisse des zukünftigen Ehepaares.

 

Auch alte Familienfotos waren sehr hilfreich, sobald sie genau wusste, wer auf den Fotos abgebildet war, fragte ich immer in welcher Situation das aufgenommen worden war: ein Ausflug? eine Familienfeier? usw. es gab eigentlich immer etwas zu erzählen.

 

Wir redeten auch über Essen - was aß sie in ihrer Kindheit am liebsten, was kochte ihre Mutter immer an ihrem Geburtstag oder wenn sie krank war usw. Ich habe durch diese Gespräche enorm viel von ihr erfahren, auch über die schwierige Zeit des Nationalsozialismus.

 

Die Perspektive eines ganz normalen Mädchens - was war schön damals und was nicht... Wie kam die junge Familie dann später in der Nachkriegszeit zurecht? Wie haben sie genug verdient, um die immer größer werdende Familie zu ernähren?

 

Heutzutage sind wir daran gewöhnt, dass es für alles fertige Lösungen gibt. Improvisieren ist gerade unseren Kindern fremd. Ungewisse Zeiten erfordern aber so wie damals neue Ideen und die hatten meine Großeltern reichlich. Sie hatten unglaublich viele Einfälle, wie sie etwas zu Essen auftreiben konnten und haben so ihre 7-köpfige Familie durchgebracht - eine riesige Leistung!

 

Ich bin sehr froh, dass ich diese Erinnerungen meiner Großmutter besitze und habe sie auch an den ganzen Rest der Familie weitergegeben. Auch wenn sich meine Oma mittlerweile nicht mehr so gut erinnern kann, diese schriftlichen Aufzeichnungen werden uns nicht verloren gehen.

 

Gesammelt und geschrieben für WiB „Wir-in-Bodenheim“: Claudia Kühl

 

Ganz herzlichen Dank fürs Aufschreiben. Vielleicht kommen durch Ihre Erzählung ja auch andere Menschen auf diese wunderbare Idee. Damit es nicht verloren geht. Ihnen viel Vergnügen auch für die weitere gemeinsame Zeit und wunderbare gemeinsame Stunden, mit Erinnerungen, die für immer bleiben!

Kerstin Thieme-Jäger

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